Recycling

Wie funktioniert das Recycling von Bauabbruch?

Beim Abriss von Bauwerken entstehen Abbruchmaterialien, die entsprechend der Abfall-Hierarchie (EU-Richtlinie 2008/98/EG) wieder zu verwenden, zu recyceln, zu verwerten oder zu beseitigen sind.

Um eine möglichst hochwertige Verwertung zu erzielen, müssen die Abbruchmaterialien sortenrein und nach Abfallkategorien differenziert (Abfallverzeichnisverordnung – AVV) sortiert werden. Um zu klären, ob und wie sich die einzelnen Abbruchmaterialien recyceln und als Substitute wiederverwenden lassen, sind Prozesskettenanalysen von Bedeutung. Sie setzen beim konkreten Abbruchmaterial an, fokussieren auf ein mögliches Recyclingmaterial und integrieren dessen Anwendung in einem neuen Bauprodukt. Dabei werden die notwendigen Aufbereitungs- und Herstellungsprozesse des Recyclingmaterials sowohl von der Qualität des Abbruchmaterials als auch den Qualitätsanforderungen des Recyclingmaterials im neuen Bauprodukt beeinflusst (Bimesmeier et al. 2020, Gruhler & Schiller 2022).

Prozesskettenanalyse

Dieses Denken in Prozessketten – vom Abbruchmaterial bis zum Einsatz des Recyclingmaterials in einer neuen Anwendung – ermöglicht vorausschauende Abschätzungen, wie aufwendig der Recyclingprozess insgesamt ist und mit welchen Materialverlusten (Ausschleusungen) er einhergeht.

Das Beispiel der Prozesskette von Normalbeton zeigt, dass sich aus reinem Betonbruch Recycling-Gesteinskörnung gewinnen lässt, die für die Herstellung von Beton im Hochbau geeignet ist. So entstehen aus 100 % Betonbruch (rein und Gemische) 44 % Recycling-Gesteinskörnung; der Rest sind 39 % verwertbare Nebenprodukte und 7 % Abfall.

Die Prozesskettenanalysen basieren auf Daten zu Baumaterialien, darin enthaltenen Rohstoffen und daraus entstehenden Abbruchkategorien. Sie ermöglichen es Akteuren aus der Bauplanung, der Bau- und Recyclingindustrie oder der Regionalplanung, beispielsweise Recyclingmaßnahmen oder (Sekundär-) Rohstoffsicherungsszenarien zu simulieren sowie mögliche Geschäftsmodelle zu konzipieren, zu diskutieren und zu prüfen.

 

 

Das Denken in Prozessketten ist im Baubereich noch nicht etabliert. Meist wird auf Anfrage recycelt.

Recyclinggesteinskörnungen ohne konkrete Nachfrage herzustellen und auf dem Unternehmensgelände zu lagern, ist unwirtschaftlich.

So beklagen Recyclingunternehmen die fehlende Nachfrage und Planende/Bauherren/Bauunternehmen das mangelnde Angebot von Recyclingmaterialien (BMBF-Vorhaben INTEGRAL).

Dabei ist Recycling eine relevante Maßnahme, um Kreisläufe im Baubereich zu schließen und so natürliche Ressourcen zu sparen bzw. zu schonen. Materialkatasteranwendungen auf Grundlage von Bauwerksdaten belegen dies für Fallbeispiele (z.B. Schiller et al. 2022).